Trottelüberfall in München - Gastbeitrag von Blab

(Ausschnitt aus Blab`s Fanzine)
 
 

Schade, schade. Eigentlich gehört Politik nicht zu den Themen, die ich in meinem Fanzine** haben wollte. Wer sich dafür interessiert hat ja eigentlich genug Lesestoff zur Auswahl, von Radikal (gibt`s das noch?) bis Nationale Zeitung und allerhand dazwischen. Folgendes Thema ist aber doch sehr wichtig, wie ich finde, betrifft es doch unsere ganze Szene und vor allem, sehr tragisch, mich persönlich!!
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Es begab sich am Freitag, den 12.01.01. Nach einer Woche voll mit Arbeit gönnte ich mir die wohlverdienten Wochenendbiere, und das nicht zu knapp. Sternhagelvoll torkelte ich um ca. 3 Uhr früh dem Fred und der Kati vom Flex Richtung Südstadt hinterher, zwei mir nicht näher bekannte Menschen war´n auch noch dabei. Mit denen unterhielt ich mich dann auch recht gut (wobei ich mich in dem Zustand auch mit einem Stein gut unterhalten hätte...) und wir blieben etwas hinter den anderen zurück. Da bemerkten wir neben uns eine Polizeistreife, die uns dann auch anhielt. Na gut, Ausweiskontrolle, ist ja nichts besonderes und auch nicht weiter tragisch. Blöd nur, ich hatte meinen Ausweis nicht dabei und nach einigem hin und her, bei dem ich mich angeblich der Staatsgewalt widersetzt haben und einen der Beamten ein Arschloch geheißen haben soll (wobei ich mich beim besten Willen nicht erinnern kann!) saß ich mit dem bekannten Handschmuck an den Händen im Streifenwagen. Klasse. Einen der beiden Spezeln, mit denen ich vom Flex (Kneipe) kam haben sie ein anderes Auto verfrachtet.

Auf ging`s zur nächsten Wache, wo’s mir beim Anblick von einigen jungen Nationalsozialisten langsam dämmerte, dass hier wohl eine kleine Verwechslung vorliegt. Leider wollte das aber niemand wissen und so musste ich erstmal ewig warten. So hockte ich rotzbesoffen neben zwei Halbstarken Seilern und bekam langsam eine saftige Wut auf die jungen Herren. Die, unbekümmert und dumm wie man als Neofaschist halt ist, machten lustig Späße und freuten sich ihres armseligen Lebens.. Es kam zum ersten freundschaftlichen Kontakt, danach wurden wir getrennt. Endlich kam ich dann dran zum Personalien aufnehmen, im Hintergrund versuchte sich eine arische Schönheit (die im übrigen schon vorher durch intelligente Kommentare und loben der Beamten auffiel) im originellen SHARP beschimpfen, nach kurzen Ausflipper meinerseits war einigermaßen Ruhe. Ich gab meine Personalien an und fragte, was mir eigentlich vorgeworfen wird. Hammer Antwort darauf: "Beamtenbeleidigung, Widerstand gegen die Staatsgewalt und (tara...) schwere Körperverletzung". Waaas?? Darf ich dazu vielleicht was sagen? „In diesem alkoholisierten Zustand darf ich sie nicht vernehmen, sie kommen jetzt erstmal in die Ettstraße (berüchtigter Knast in der Innenstadt)". Ja Wunderbar. Sogar die, mittlerweile gefesselte und Rotz und Wasser heulende Traumfrau meinte ganz erstaunt „der war ja gar nicht dabei". Nutzt alles nix, ich durfte neben dem heulenden Etwas Platz nehmen und sah mich bereits, mit meinem Chef telefonieren, „Servus Ferdl, ich brachad ab Montag 7 Monate unbezahlten Urlaub, geht des klar?". Die Alte wollt dann noch ganz Kamerad „Ich hab dir doch geholfen..." mit mir reden, ich erwiderte höflich das ich kein Interesse habe, bot ihr aber ein paar Bockfotzen an (bayerische Spezialität).


Also, nächste Station Ettstraße, ca. 4 Uhr. Nach einigen Einweisungs Zeremonien durfte ich in eine Gruppenzelle in der außer den üblichen Drogendealern und Steuerhinterziehern auch drei der netten Faschos aus der Wache hockten. Es dauerte nicht allzu lange, da kam man ins Gespräch. Da sie ja in der Unterzahl waren (schließlich waren’s nur die drei gegen mich), wurde erst etwas diskutiert. Besonders tapfer tat sich dabei der obligatorische Ostler (Wirtschaftsasylant!) hervor, der genauso zu den Nazis dazugehören zu scheint, wie ein Blümchen Poster in einer guten Wichsvorlagen Sammlung. Einer der drei Helden fasste sich dann doch ein Herz und griff mich an, mit einem geschickten Ausfallschritt fiel ich elegant auf´s Maul und blieb liegen (ich war schließlich zu wie ein Haus, zur Entschuldigung!). Das ist für einen tapferen germanischen Kämpfer natürlich eine Einladung zum reinstiefeln, was er dann auch tat. Ein paar der Drogendealer gingen dazwischen und kurz darauf kamen auch die Polizisten und Ruh war. Nachdem man fachmännisch meine Verletzungen begutachtet hatte „Gebt´s eam a Handtuch, des passt na scho" bekam ich ein Einzelzimmer. Vorher durfte ich noch meine Hosen abgeben, warum auch immer (wie ich später erfuhr wollte man schauen ob man Blutspuren dran findet, und ich würd sie erst am Ende der Ermittlungen wieder kriegen).

Nach ewigem warten, verkatert, ohne Decke auf einer Holzbritsche, nur Wasser gegen den Brand (Klischee!), kam ein Kriminalbeamter in die Zelle und meinte so ungefähr:„Jetzt ist Zusammenarbeit angesagt, der Grieche liegt im sterben". Ich erklärte kurz, dass mein Name Hase ist, ich von nix weiß und da völlig unbeteiligt reingerutscht bin. Man nahm´s verwundert zur Kenntnis und ich durfte weiter warten. Zweimal hab ich geklingelt und gefragt was denn jetzt ist, Antwort: "Des kann se no ziang". Dankeschön. Um ca. 17 Uhr(!!) musste ich mir dann Bettzeug abholen, wunderbar, ein geniales Wochenende. Endlich, gegen 19.30 Uhr durfte ich meine Aussage machen. Nachmittags hatte man noch meine Wohnung durchsucht und ein paar meiner persönlichen Sachen lagen auf dem Schreibtisch. Ich erklärte nun lang und breit wie alles war und dass ich nichts mit einer Schlägerei zu tun gehabt habe (zumindest heute Abend) und dass ich mich auf keinen Fall mit irgendeinem Nazigschwerl in einen Topf werfen lasse. Der Beamte war schon geneigt mir zu glauben, auch weil er in meiner Wohnung sehen konnte, das Nazi Musik und Hitlerbilder sammeln nicht unbedingt meine Hobbys sind, aaber... „Was sind das für Fotos ?" Oh Gott, uralte Poserfotos die mich und ein paar (Punker-) Spezeln  beim seilen zeigen, vollgeschmiert mit SS Runen und Hakenkreuzen, zu wie die Haubitzen, Arschloch und Schwanz präsentierend. Mein Gott, was soll man da sagen? Dass die Fotos eher wenig politischen Hintergrund haben konnte man glaub ich bei genauerem hinsehen schon erkennen. „Und bei den Fotos, war das Mädchen* damit einverstanden?" ja mein Gott freilich, bin ich blöd oder was? Gut, der Staatsanwalt wird entscheiden, aber erst morgen, wahrscheinlich, gut gut, mir war schon alles Wurscht .
(*Das in jugendgefährdenden Situationen fotografiert wurde...)
Zurück in der Zelle, mittlerweile war`s 23.30 Uhr, ich gerade ein bisschen am Schlafen, Türschloss wird aufgesperrt. „Mitkommen, alles mitnehmen". Aha, Bewährung am Arsch, auf geht’s nach Stadelheim. In der Zelle hab ich mir sogar schon Gedanken über mein erstes Knast Tattoo gemacht. Verdammt, Job ade, Vater redet nie mehr mit mir, scheiß Nazi Arschlöcher. Aber dann... bekam ich meine Schuhe und meine Hosen wieder!! Was jetzt los? Der Staatsanwalt hat aufgrund meiner Aussage entschieden dass ich mit der Sach nix zum tun hab, Gott sei gepriesen! „Zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen", ha, ha, klasse Witz. Nix wie weg hier.     

So, momentan weiß ich noch nicht ob mir die Anzeigen wegen Beleidigung und Widerstand bleiben und ob ich wegen der Hakenkreuz bzw. Seiler Gschicht noch was bekomm, aber wenigstens bin ich wieder frei (erstmal?). Die Schuldigen an der Sache sind für mich aber ganz klar. Nicht die Polizisten, die mich aufgriffen, die ham ihren Job gemacht und das ist in so einem Fall ja auch angebracht. Natürlich wär ich Samstag Abend auch lieber zum Zechen gegangen als zur Erkennungsdienlichen Erfassung (oder wie der Scheißdreck heißt), aber für die seh´n Skinheads und Nazis halt gleich aus, was will man machen? Mein ganzer Hass gilt den feigen Arschlöchern, die zu dritt auf einen Griechen einstiefeln, die tapferen Kämpfer für Deutschland. Ihr seit eine Schande für Bayern und jeder einigermaßen intelligente Patriot schämt sich für euch in Grund und Boden! So ein Gschwerl hat in München nichts zu suchen, schleicht´s euch von mir aus in den Erlebnisspark Ost, aber raus aus München! Dass das Problem von der Anti-Fa gelöst wird, darauf braucht man nicht zu hoffen, denen ihre Aufgabengebiete sind Oi!-Konzerte verhindern und antifaschistische Fressgelage abzuhalten. Um unsere Szene müssen wir uns selber kümmern. Und ich denke kein Skinhead will mit feigen Neonazis in einen Topf geschmissen werden. Aber wie heißt es in dem wohl bekannten Lied: "lass dich nicht unterkriegen!".

Also, dieser Artikel wird hoffentlich einzigartig bleiben in diesem Fanzine**, auf meiner Fahne ist weder ein roter Stern noch ein Hakenkreuz, meine Fahne ist weiß blau und ich hab mich darüber einfach auslassen müssen. Und jetzt ist genug.

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Der Beitrag stammt von Blab.

Da Blab hat inzwischen das angeblich erste Münchner Skinhead-Fanzine veröffentlicht. Es ist ihm sogar sehr gelungen. Um es zu bestellen könnt ihr  ihm blab74 add freenet.de , anrufen (089/ 71039896) oder anschreiben. Ansonsten ist er eh auf  fast jedem SKA und Punk Konzert in und um München. Es kostete 2,-DM.