Third Wave Ska


Die Dritte Welle des SKA begann Mitte der Achtziger Jahre, als 2-tone, die Zweite Welle des Ska dem Kommerz erlegen war und sich die ursprünglichen 2-tone Bands bereits aufgelöst hatten. Zu diesem Zeitpunkt wären vermutlich höchstens Freunde der Popmusik zu den Bands mit den wohlklingenden Namen gegangen. Beispielhaft schreib ich was mit Specials und Bad Manners passiert ist, da mir die beiden Bands in der Two Tone area am besten gefallen hatten.

Bad Manners bzw. Fatty -  Buster Bloodfessel - hatte sich mit den Platten „Forging Ahead“(1982) und „Mental Notes“(1985) vom Ska abgewandt und landete bei flacher Popmusik, die bis auf ein paar Ausnahmen mit Ska gerade mal die Blasinstrumente gemeinsam hatte.  Auf der „Mental Notes“ ist wenigstens der Ohrwurm „What The Paper Says“ enthalten, der einen guten Text hat, was aber musikalisch gesehen reinste Popmusik ist.

'Ska
          Against Racism' Bad Manners Busters


Ein Rest von The Specials tat sich mit verschiedenen Künstler wie z.B. Rico Rodriguez (dafür ohne Terry Hall) zusammen  und brachten unter dem Namen „The Special AKA“ eine platte mit dem Titel „In The Studio“ raus. Auf der Platte sind Lieder wie Nelson Mandela und Racist Friend enthalten, die zwar gute Texte enthalten, aber ansonsten lediglich mit hohem künstlerischem Anspruch glänzt. Blues, Soul und Ska passen einfach nicht gut zusammen. Der ursprüngliche Witz und Schwung, der für die Specials so typisch war fehlt gänzlich.
Eine spätere CD, die unter dem Namen Desmond Dekker And The Specials mit dem Titel „King of Kings“ 1993 von Trojan rauskam klingt zwar nach Ska, kann man jedoch höchsten als „eingeschlafene Füße SKA“ bezeichnen, was nicht unbedingt eine Ska typische Mischung darstellt.

Ich beschreibe die 3. Welle des Ska vor der 2. Welle, da ich nur die zweite Welle voll mitbekommen hatte. Ich begann mich erst Anfang der Achtziger für Ska zu interessieren, da ich 1979 aufhörte Queen und AC/DC zu hören und mich erst einmal für Punk und Deutschrock interessierte. Als mir damals jemand sagte Ska könnte mir gefallen, und Madness sei eine Ska Band sah ich im Fernsehen ein Video von „Our House“ und dachte mir nur welcher Spinner behauptet mir könnte so ein Schmarrn gefallen. Als es dann keine Bands mehr zu sehen gab, habe ich dann doch die besseren Songs gehört.

Wenigstens hatte dies den Vorteil, dass es massenhaft gute gebrauchte 2-tone Platten gab, und ich sie aufgrund der geringen Nachfrage billig kaufen konnte. So bekam ich wirkliche Schmankerl, wie z.B. Skinhead Moonstomp von Symarip zu einem Spottpreis beim Optimal, das damals in Punk und Ska der führende Platten Dealer war. Auf die Dauer ist es natürlich langweilig sich seine Platten nur zuhause, in Kneipen und Diskos zu hören. Die einzigen Platten, die auch zum damaligen Zeitpunkt mit 30 DM im Vergleich zu normalen Platten, die 20 DM kosten teuer waren, das waren die Jamaikanischen Originalpressungen. Eine Mitglied der Bad Manners mit jamaikanischen Wurzeln, das  Buster Bloodfessel für seine Band angeheuert hatte erzählte mir allerdings, dass die Platten damals in Jamaika selbst nur 4 DM kosteten. Da haben sich wohl irgend welche Säcke ganz schön bereichert...

Skaos Tour 1986 - der
            Beginn der dritten Welle des Ska in Bayern?
Die Dritte Welle des Ska begann in München mit der Band Skaos, die aus Krumbach bei Günzburg, einem Kaff, in der Nähe Augsburgs kommen und uns Münchner fortan ständig mit lustiger SKA Musik versorgen sollte.

Ich muss jetzt mal schaun ob`s im Biergarten am 19.01.2003 schon wieder Bier verkaufen...
Später werde ich über das Bad Manners/ Busters Konzert in Wiesloch und das SKA Explosion Festival am 23.03.1989 schreiben, was aber noch ein- zwei Wochen dauern kann...
Die Biergarten Saison wurde heute eröffnet. Allerdings war`s trotz Sonne noch etwas schattig...

SKA FESTIVAL
Das erste Londoner Ska-Festival war anscheinend so gelungen, dass sie gleich eines nachlegten...

Ich versuche im Moment zu rekonstruieren, wie die dritte Welle des Ska in Bayern und dem Rest der Welt angefangen hat.
Nachdem es also Mitte der 80er Ska nur noch auf Vinyl gab, bestand ein riesiger Nachholbedarf bei den Leuten, denen die 2. Welle des Ska einfach zu kurz war. Zeitgleich entstanden Bands überall auf der Welt, die alte Lieder coverten und neue hinzufügten. So entstanden in England, Venezuela, Ami-Land, Spanien, Holland, Deutschland und in anderen Ländern Bands, welche die sehr kommerzielle aber leider viel zu kurze, 2-Tone Periode neu aufleben lassen wollten.

In München gab es 1987 oder 1988 in der Theaterfabrik an der S-Bahnstation Unterföhring einen 2-Tone Abend, an dem das live Video „Dance Craze“ gespielt wurde, und der den ganzen Saal füllte. Es war auf alle Fälle ein riesiger Nachholbedarf an fröhlicher Ska-Musik vorhanden.
Für mein erstes Live-Konzert mussten wir Münchner noch bis nach Augsburg—Bärenkeller in den Siedlerhof, eine Dorfschänke mit Veranstaltungssaal fahren um Skaos zu sehen. Heute könnte ich mir nicht mehr vorstellen, wegen einer einzigen lokalen Band so weit auf`s Land zu fahren.

In meinen Augen war der Beginn der 3ten Welle des Ska zu mindest im SüdenDeltones, eine Frauen
          Ska Band 1989 in München der Republik das „Ska Against Racism“ Festival, das die Busters am 01.11.1988 in der „Alten Stadthalle“ in ihrer Heimatstadt Wiesloch veranstalteten. Sie reanimierten dazu extra „Fatty“ Buster Bloodfessel mit seiner Band Bad Manners, was dem deutschem Ska das privinzielle nahm. Ich bin damals extra mit Susi, Markus und soweit ich weiß mit Tridi nach Wiesloch gefahren um das Live-Spektakel zu sehen. Nachdem wir den Fütterungs-Attacken der Mutter eines Wieslocher Skinheads, der den Bauernschinken aufgrund seines Bodybuildings locker wegsteckte entkommen waren, ging es also um ersten Ska-Festival. Die Halle kam mir eher wie eine umgebaute Turnhalle vor. Als Ordner hatten die Busters extra eine lokale Rockergruppe angeheuert, die aussahen, als seien sie gerade dem Film Easyrider entsprungen.

Spätestens das Ska-Festival 23.03.1989 im Astoria in London, gab dem Ska einen internationalen Rahmen. Bereits als ich in London angekommen war hatte ich das Gefühl, dass halb Oberbayern in London unterwegs ist. Ich bin mit meiner damaligen Urlaubsliebe, einer Engländerin, die aus Bicester kam unterwegs gewesen und wir dachten manchmal schon nicht sie, sondern ich sei hier zuhause.

3rd wave Ska von Skaos Bluekilla und the Toasters
          1989 in München
Mir begegneten ständig Münchner, Rosenheimer und Ruhpoldinger, die ich aus dem Libella, einer Indie-Land-Disco in Kirchweihdach oder aus der Palme, einer Münchner Punkrockkneipe kannte. dann In der Tube liefen mir dann auch noch ein paar Punks, die Freunde meiner kleinen Schwester waren über den Weg. Ich weiß nicht mehr warum alles was in Bayern Füße hatte nach London ging, aber vermutlich war es weil man sich zu dem Zeitpunkt noch mit günstigen Kult-Klamotten und mit Platten eindecken konnte. Außer dem Ska Festival in London gab es auch noch ein Psychobilly Festival in Manchester – The Night Of Long Knives, was vermutlich mit dazu beigetragen hat, dass keiner mehr zuhause bleiben wollte.
 
Das erste was mir auffiel war die Tatsache, dass die Briten im Vergleich zu den Deutschen zuhause sehr geordnet in einer Schlange standen, die bis zur nächsten Straße reichte. Die Halle sah wie ein riesiges Theater, was es vermutlich auch war bzw. immer noch ist.
Bereits nach wenigen Minuten auf dem Ska Konzert trafen wir auch noch Tina, eine ehemalige Bedienung aus der Palme, die eigentlich in Amiland sein wollte. Astoria Ska

Es spielten Potato 5, The Loafers mit Laurel Aitken, The Skadows, The Hotknives, The Deltones, The Trojans, und als Pausenclown trat während der Umbauphasen Judge Dread auf, der alleine auf der Bühne stand und zu schlecht klingenden Konserven sang. Damals kannte ich von den Bands nur Potato 5, Laurel Aitken und The Deltones, eine schnuckelige Frauenband.

Im Nachhinein fand ich es sehr schade, dass Judge Dread nur in den Umbauphasen spielte. Ich hörte erst später, dass das Singen zu Schallplatten eigentlich zum Ursprung des Ska gehörte.

Ich fand es ebenso schade, dass der „Godfather of Ska“ Laurel Aitken nicht mit Potato 5, sondern mit Loafers auftrat. Deswegen ist jedoch das Lied Skinhead, das auf dem Festival aufgenommen wurde trotzdem ein absoluter Klassiker. Loafers  haben jedoch meines Erachtens als eigenständige Band außer dem Mitgrölsong „The Holsten Boys" nicht so sehr viel zu bieten.

Das einzige in Deutschland gebraute Bier, das man in England überall bekam war Holsten, das allerdings nicht viel besser als britisches Bier schmeckt.

Potato 5 war bzw. ist für mich eine der besten Ska Bands die es je gegeben hatte. Zu diesem Zeitpunkt gab es keine bessere Band als die Symbiose von Potato 5 mit dem Altmeister Laurel Aitken.

Interessant war für mich auch, dass Slim, der zuvor bei der genialen Fat-Country-Punk-Band „The Blubbery Hellbellies“ bei einer der Bands mitspielte. Leider hatten sie sich kurz zuvor aufgelöst, da ein Teil der Band von den Toten Hosen dazu überredet wurde wieder als „The Lurkers“, dem britischem Gegestück zu den amerikanischen Ramones aufzutreten.

Der Abschuss des Ska-Festival war, dass „The Trojans“, eine Band mit tollem Namen und einem etwas exzentrisch wirkendem Sänger, die eine etwas perverse Mischung aus Ska mit Irischen Elementen spielten und als der Hauptact angepriesen wurden obwohl sie damals absolut unbekannt waren. Den Ganzen Abend hatten sie Ihr dämliches Logo über der Bühne...
Das Publikum wurde dann für den mittelmäßigen Auftritt der Trojans doch noch entschädigt, als nämlich ein Trojanskin ganz stilecht im Crombie, dem traditionellen Skinhead-Mantel auf die Bühne sprang und den Sänger der Band jagte und der etliche Male um das Schlagzeug rannte um nicht von seinem Zorn getroffen zu werden.
 

Ich werde mir dann wohl mal das Video reinziehen, da ich außer den Highlights nicht mehr viel von dem Konzert in Erinnerung habe. Leider ist`s ein Erlebnisroman geworden aber was soll`s... 

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